Erdung und Potentialausgleich – Unsichtbare Helden der Elektrosicherheit
- Timur Ilkhan

- 5. Nov.
- 2 Min. Lesezeit

Viele Menschen denken bei Elektrosicherheit an Sicherungen, FI-Schalter oder moderne Leitungen. Doch zwei der wichtigsten Schutzmechanismen bleiben meist unsichtbar: Erdung und Potentialausgleich. Sie bilden das Fundament jeder sicheren elektrischen Anlage. Wortwörtlich.
Warum Erdung so wichtig ist
Die Erdung verbindet elektrische Anlagen mit dem Erdreich. Sie sorgt dafür, dass im Fehlerfall gefährliche Spannungen sicher abgeleitet werden. Wenn zum Beispiel das Metallgehäuse eines Geräts durch einen Isolationsfehler unter Spannung steht, leitet die Erdung den Strom kontrolliert ab. Damit löst der FI-Schutzschalter (RCD) oder die Sicherung aus, bevor jemand einen Stromschlag bekommt.
Ohne Erdung könnten bereits kleine Isolationsfehler zu lebensgefährlichen Spannungen an berührbaren Teilen führen. Auch Blitzeinschläge oder Überspannungen würden ohne Erdung unkontrolliert in die Anlage eindringen und schwere Schäden anrichten.
Der Potentialausgleich – der „Teamplayer“ der Erdung
Der Potentialausgleich sorgt dafür, dass alle leitfähigen Teile eines Gebäudes auf demselben elektrischen Potential liegen. Das bedeutet: Zwischen Wasserleitungen, Heizungsrohren, Metallrahmen, Schutzleitern und Erdung darf keine gefährliche Spannungsdifferenz entstehen.
Durch den Potentialausgleich werden diese Teile miteinander und mit der Haupterdungsschiene verbunden. So entstehen keine gefährlichen Berührungsspannungen, wenn irgendwo im System ein Fehler auftritt.
Man unterscheidet zwei Arten:
Hauptpotentialausgleich: verbindet alle leitfähigen Systeme (z. B. Wasser, Gas, Heizung, Erdung, Schutzleiter) zentral bei der Haupterdungsschiene.
Zusätzlicher Potentialausgleich: wird in besonders gefährdeten Bereichen wie Badezimmern, Technikräumen oder medizinischen Einrichtungen eingesetzt.
Typische Probleme und Gefahren
In der Praxis kommt es häufig vor, dass Erdungsleiter unterbrochen, lose oder gar nicht angeschlossen sind. Besonders bei älteren Gebäuden sind solche Mängel keine Seltenheit. Auch falsche Materialverbindungen – etwa zwischen Kupfer und verzinktem Stahl – können langfristig zu Kontaktproblemen führen.
Fehlender oder mangelhafter Potentialausgleich kann zu folgenden Gefahren führen:
Spannungsunterschiede zwischen Geräten oder Rohrsystemen
Erhöhtes Risiko von Stromschlägen
Funktionsstörungen empfindlicher Elektronik
Erhöhte Brandgefahr bei Überspannungen oder Blitzereignissen
Erdung bei modernen Anlagen – besonders wichtig bei PV, E-Mobilität und IT
Mit der zunehmenden Verbreitung von Photovoltaikanlagen, Ladestationen für Elektroautos und Server- oder IT-Systemen ist eine einwandfreie Erdung wichtiger denn je. Diese Systeme arbeiten mit Gleichströmen, sensibler Elektronik und bergen daher ein grösseres Risiko.
Eine schlechte Erdung kann hier nicht nur gefährlich, sondern auch teuer werden – etwa durch Überspannungsschäden oder Fehlfunktionen. Bei PV-Anlagen dient der Potentialausgleich zusätzlich dem Blitz- und Brandschutz.
Kontrolle und Nachrüstung
Im Rahmen einer Elektrokontrolle wird überprüft, ob Erdung und Potentialausgleich korrekt ausgeführt sind. Der Kontrolleur kontrolliert unter anderem:
Durchgängigkeit und Querschnitt der Erdungsleiter
Verbindung aller leitfähigen Systeme zur Haupterdungsschiene
Beschriftung und Zugänglichkeit der Anschlusspunkte
Zustand und Korrosionsfreiheit der Leitungen
Fehlende oder mangelhafte Erdungen können nachgerüstet werden. In vielen Fällen genügt es, vorhandene Anschlüsse zu ergänzen oder korrekt zu verbinden.
Fazit
Erdung und Potentialausgleich gewährleisten elektrische
Sicherheit. Sie verhindern gefährliche Spannungen, schützen Menschenleben und bewahren Anlagen vor Schäden. Obwohl sie meist im Hintergrund wirken, sind sie für die Sicherheit genauso entscheidend wie Sicherungen oder FI-Schalter.
Wer seine Anlage regelmäßig prüfen lässt, stellt sicher, dass diese unsichtbaren Helden zuverlässig ihre Funktion erfüllen.




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